Ausflug ans Plastik-Meer

Wenn unsere Enkel mit ihren Enkeln am Strand schwimmen gehen, müssen sie sich vermutlich erstmal einen Weg durch den bunten Plastikstrand zum Plastik-Meer bahnen. Und dann ist es fraglich, ob sie überhaupt Wasser sehen können. Sorry, für die überspitzte Darstellung.

90 Prozent allen Mülls, der im Meer schwimmt ist aus Plastik

Verpackungen, Verbrauchsgüter (wie Kosmetikabfall, Folien, Tüten) und Fischernetze aus Kunststoff dümpeln in unseren Ozeanen vor sich hin. Um euch ein paar Zahlen zu nennen: Es handelt sich um 10 Tonnen Plastik, das jährlich in unsere Meere gelangt. Das Meiste kommt vom Land und gelangt über Flüsse in unsere Meere. Wenn man bedenkt, dass etwa 80 Tonnen davon schon in unseren Meeren vor sich hintreiben. Und es wird mit jedem Jahr mehr, da unser Konsum und Bedarf stetig steigt. Das Plastik kann aber nicht einfach mal so „herausgefischt“ werden, wenn an die Mikropartikel gedacht wird, die unter anderem in den tieferen Meeresschichten treiben und bedingt durch die Nahrungskette früher oder später auf unsere Teller landen.

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Wusstest Du,

daß das Meer bereits als der „dreckigste“ Ort auf unserem Planeten gilt. Wie das? In fünf Müllstrudel treiben Plastiktüten, Plastikflaschen, Kaffeebecher, Strohhalme und Zahnbürsten über unsere Ozeane und spülen schließlich als Plastikmüll-Wellen an unsere Strände. Und wir sollten dringend etwas tun, denn im Jahr 2050 wird mehr Plastik im Meer schwimmen als Fische. 

Was sind diese Müllstrudel?

Wind und Strömungen erzeugen beispielsweise im Pazifik einen gigantischen Wirbel (etwa in der Größe Afrikas), der gegen den Uhrzeigersinn um sein äquatoriales Zentrum kreist. Alles, was in diesem Ozean schwimmt, dümpelt und treibt, gelangt irgendwann da hinein. Das bedeutet, dass etliche Kunststoffteile in diesen Wirbel hinein schwemmen, wo sie sich konzentrieren und weitläufig ebenfalls im Kreis drehen.

Wir haben fünf Hauptwirbel, wie etwa den Nordpazifikwirbel mit einem riesigen Plastikauge darin. Ein weiterer dreht sich im Golf von Bengalen, wo Kunststoffmüll über Asiens Flüsse, wie den Ganges ins Meer gelangt.

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Mensch! Nicht nur wir sind betroffen

663 Tierarten sind direkt betroffen. Jedes Jahr sterben Millionen Seevögel und Hunderttausende Meeressäuger an der Vermüllung, weil sie die Plastikteile mit Nahrung verwechseln, fressen und mit vollem Magen regelrecht verhungern.

Beispiele:

Vögel: Haben mittlerweile eine hohe Sterblichkeitsrate unter den Jungvögeln, weil die Eltern sie mit Plastikteilchen füttern.

Schildkröten: Verfangen sich in Fischernetzen, aber auch Kabeln und Plastiktüten. Das gleiche gilt auch für Delfine und Vögel. Die Folge ist qualvolles ertrinken.

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Plankton: Mikroplastik werden von planktonfressenden Tieren aufgenommen, was zu erheblichen Verdauungsproblemen führt und nicht nur das, selbst Plankton nimmt Mikropartikel auf.

Wale und Delfine: 56% der verschluckten Kunststoffe wurden bereits in Walen, Schweinswalen und Delfinen gefunden. Warum? Weil beispielsweise Wale Plastiktüten mit Tintenfischen verwechseln.

Plastik überlebt

Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe. Doch wir sehen nur die Spitze, denn mehr als 70 % der Abfälle schwimmen in tieferen Wasserschichten oder sinken auf den Meeresboden. Deswegen ist das Abfischen des Plastikmülls aus dem Meer unmöglich. Plastik baut sich auch nicht einfach ab. Je nach Beschaffenheit reden wir hier von ein paar Jahren bis Hunderte Jahre. Hinzu kommen noch äußere Faktoren, wie Licht, Temperatur und mechanische Beanspruchung, die Kunststoffteile spröde werden lassen. Sie zerfallen in immer kleinere Fragmente, das Mikroplastik.

Wie lange brauch eigentlich …

  • eine Angelschnur – ca. 600 Jahre
  • eine Plastikflasche – ca. 450 Jahre
  • eine Wegwerfwindel – ca. 450 Jahre
  • ein Getränkehalter aus Plastik – ca. 400 Jahre
  • eine Aludose – ca. 200 Jahre
  • ein Strohalm – ca. 200 Jahre
  • ein Styroporbecher – ca. 50 Jahre
  • ein Plastiktüte – ca. 10 – 20 Jahre
  • Zigarettenkippe – ca. 1-5 Jahre

Anmerkung: Fairerweise muss an der Stelle erwähnt werden, dass wir es nicht genau sagen, da die älteste Plastikflasche ca. 80 Jahre alt ist.

Noch mehr Zahlen: Seit 1950 haben wir …

8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff erzeugt, davon wurden etwa 600 Millionen Tonnen recycelt. 800 Millionen Tonnen wurden nach Schätzungen verbrannt. Das entspricht etwa 822000 Eifeltürmen oder 1 000 000 000 Elefanten.

Wie kommt das Plastik ins Meer?

Die weitaus größte Rolle spielt der Abfall vom Land. (Plastikmüll, der achtlos am Wegesrand, im Wald, am Strand entsorgt oder gerne nach einer Grillabend am See vergessen wird.) Er ist federleicht und gelangt als sogenannter „blow trash“ durch den Wind und Regen in die Bäche und Flüsse in unsere Meere. Natürlich tragen auch die Schifffahrt, die Fischerei und die Offshoreindustrie zur Meeresvermüllung bei: 20.000 Tonnen Müll gelangen auf diesem Wege Jahr für Jahr allein in die Nordsee.

Was wir tun können?

Im Alltag gibt es viele Wege, Abfälle zu vermeiden, beispielsweise Wiederverwendbares nutzen: Zum Beispiel unverpacktes Einkaufen, die Nutzung eines Mehrwegbechers für den heiß geliebten Coffee-to-go (mittlerweile gibt es sogar schon Mehrwegstrohhalme aus unterschiedlichsten Materialen) und den bewussten Griff zur Mehrwegflasche. Einkäufe können in Mehrwegbeutel (gute alte Jutetasche), Rucksäcken, Körben … etc. verstaut werden.

Geht Plastik auch umweltfreundlich?

Leider nein, jedenfalls im Augenblick. Heutzutage gibt es zwar immer mehr Produkte und Verpackungen aus Plastik, die mit dem Label „biologisch abbaubar“ oder „kompostierbar“, doch eine richtige Lösung ist der Bioplastik noch nicht, denn seine „Abbaubarkeit“ wurde bisher nur im Labor getestet. Wer sich also bewusster oder ökologischer verhalten möchte, sollte daher Mehrwegverpackungen nutzen und versuchen Abfall zu vermeiden.