Keeping up with the Victorians – Tod und Trauer

Die Uhren blieben stehen

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Ja, die Uhren mussten zum Todeszeitpunkt angehalten werden, damit kein Unglück über die Familie kam. Die Vorhänge mussten zu gezogen werden, um das innere vor dem äußeren Leben abzuschirmen. Alle Spiegel im Haus wurden mit Tüchern abgehängt, damit die Seele des Toten sich nicht versehentlich darin verfing und Familienmitglieder erschrak. Und mit den Füßen voran musste der Tote aus dem Haus getragen werden, damit die Seele des Verstorbenen es sich nicht anders überlegte und bleib. Ein Kranz aus schwarzen Krepp musste an der Tür gehängt werden, um zu signalisieren „hier wird getrauert“. Der Bestatter musste bestellt werden, um nach Hause kommen und die Leiche in der Küche oder im Wohnzimmer zu präparieren. Trauerkleidung musste im Kaufhaus … So viele „musste“… so viele Regeln, ja, der viktorianische  „gute“ Tot unterlag vielen Regeln. 

Trauer war eine ernste Angelegenheit

Trauer war für die Victorianer eine ernste Angelegenheit und mit vielen Verhaltensregeln verbunden. Sicher spielte auch der Geldbeutel eine wichtige Rolle. In dem folgenden Artikel geht es um die Trauer der etwas besser gestellten.
Aber was gibt es schon kurioses über das Trauern zu berichten? Schließlich kennt jeder diese kuriosen Postmortem-Fotografien (Bemerkung: sie werden in unserer Zeit wieder beliebt). 

Woher kam dieses Verlangen Tote abzulichten?

Diese für manche seltsam anmutende Praxis war für die Menschen die einzige Möglichkeit, ihre Geliebten zu verewigen, ihn bei sich zu behalten und eine Erinnerung zu schaffen, um die Trauer besser zu bewältigen. Es hatte einen einfachen und traurigen Grund, die Sterberate bei Kindern war zu den Zeiten sehr hoch. 

Kommen wir wieder zurück zum Trauern. Was geschah mit dem Toten?

Dem Toten wurden seine besten Sonntagskleider angezogen (natürlich nachdem man ihn gründlich unter leicht gelupfter Decke gewaschen hatte), anschließend wurde er in seiner besten Sonntagskleidung aufgebahrt ( der Körper ruhte auf einer Wanne mit Eis, um den Zerfallsprozess zu verlangsamen, außerdem übertünchten Blumen und Kerzen den Geruch der Verwesung). Nachbarn und Verwandte hielten bis zu vier tage Totenwache. Der Grund dafür ist simpel – um sicherzustellen, dass die Person, auch wirklich tot war. Die Viktorianer hatten große Angst, lebendig begraben zu werden, und da die medizinischen Methoden zur Bestimmung des Todes nicht immer zuverlässig waren, war ihre Angst nicht ganz unbegründet. 

Doch es gab noch so vieles mehr. Hier ein paar „quick facts“ über das Trauern in der viktorianischen Zeit.

Trauer ist nicht gleich Trauer

Man trauerte nicht einfach so lange, wie man Lust dazu hatte. Es gab Regeln über die Trauerzeit. Nehmen wir das Beispiel einer Witwe. Sie musste gute 2 1/2 Jahre um ihren verstorbenen Ehemann trauern. V.a. das erste Jahr verlangte viel von ihr ab, denn sie war in der sogenannten „vollen Trauer“, dies zeigte sich unter anderem äußerlich an ihrer Kleidung, die aus matten schwarzen Stoff waren , überhaupt war alles schwarz vom Schirm bis zum Taschentuch. Sie durfte keinen Schmuck oder Verzierungen tragen. Und es wurde von ihr verlangt alle Kontakte nach Außen auf ein Minimum zu reduzieren, bis auf die Familie und Kirche natürlich. Ist sie nach draußen gegangen musste sie einen Schleier tragen und sich „verhüllen“.

Im zweiten Jahr konnte sie die Trauer lockern und wieder glänzende schwarze Stoffe tragen. Auch war es ihr erlaubt nach beenden der Trauer wieder zu heiraten. Wie ihr seht bedeutet Trauern, sich an alle notwendigen Regeln für der diversen Trauerphasen zu halten– Kleidung, angemessenes Verhalten, Verwendung von Trauergegenständen. 

Trauergegenstände 

Ringe, Broschen … Trauerschmuck wurde aus Jett, schwarzer Emaille, Onix oder sogar menschlichem Haar hergestellt (die Haare wurden in einem Armband, einer Uhrketten oder einem Ring verwoben oder in eine Brosche oder ein Medaillon gelegt. In den Zeitungen wurden sogar Flechttechniken erklärt und gezeigt  

Trauerdrucke, Briefpapier und Phiolen

Trauerdrucke sie zeigten typische Trauerbilder: einen Grabstein, eine Trauerweide, einen Trauernden, eine Kirche oder ein Kreuz. Der Name und das Sterbedatum des Verstorbenen wurden ebenfalls mit einem Bibelzitat erwähnt.Es gab sogar Trauerbriefpapier mit schwarzer Umrandung und wurde während der Trauerzeit für die gesamte Korrespondenz benutzt.  
Phiolen mit Tränen … Einige füllten sogar ihre kostbaren Tränen in kleinen Phiolen ab.

Was wäre die Ära ohne ein weiteres Geschäftsmodel

Es gab echte Trauer-Profis, häufig waren es Frauen, die angeheuert wurden, um an einem Junggesellengrab zu stehen und ihn herzzerreißend zu beweinen. Damit wurde der Anschein erweckt, dass der Verstorbene beliebt war.