Warum ich die Diskussion über Selfpublisher versus Verlagsautoren müde bin

Ich habe lange überlegt, ob ich mich dazu äußere oder nicht. Meine Wut war stärker und hat gesiegt. Anscheinend ist es nach all den Jahren immer noch ein heikles Thema. Selfpublisher versus Verlagsautor. 

Vorweg! Meine Realität ist nicht deine und was ich mit diesem Artikel bestimmt nicht vorhabe: Die Diskussion erneut anzufachen, denn ich bin es leid darüber zu reden. Wirklich, ich hab die Schnauze gestrichen voll. Ich finde „bashing“ zu Kotzen, egal ob es unter Kollegen oder anderswo stattfindet. Bashing ist generell scheiße und jeder, der meint sich auf Kosten anderer profilieren zu müssen ist ein armes Würstchen! 

Kleine grummelige Trolle versus Autor mit schillernder Feder

In den sozialen Netzwerken beobachte ich zunehmend, dass diese unnütze Diskussion wieder überhand nimmt: Selfpublisher versus Verlagsautor. Da wird diskutiert, gestritten und gebashed, was das Zeug hält. Es werden sogar mittlerweile Screenshots von Rechtschreibfehlern und Wortwiederholungen, die jemand in einem Buch gefunden hat, gepostet und der Autor öffentlich diffamiert. (Nur zu Info: die sozialen Netzwerke sind keine rechtsfreie Zone.) Es wird sich lustig über Wortwiederholungen, Layoutfehler und Cover gemacht. Und sollte es ein mutiger Autor mit schillernde Feder es wagen sich der aufgebrachten Meute entgegenzustellen, stürzt sich die Meute wie ein Schwarm ausgehungerter Piranhas auf ihn. Naja, Toleranz und Akzeptanz geht anders.

Jetzt mal Butter bei die Fische. Was erhofft der kleine grummelige Troll sich davon? Fünf Minuten Anerkennung auf Kosten eines anderen Autoren? Oh, yeah, das war es ganz bestimmt wert, was?

Wehe du freust dich, sonst back to 1133

Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl eine kostenlose Zeitreise ins Mittelalter gewonnen zu haben. Ich werde dann auf einen geschäftigen, schnatternden Markt ins Jahr 1133 katapultiert. Ein Autor steht am Brunnen und wagt es sich zu freuen. Zack, werden die Forken und Fackeln unter den Ständen hervorgeholt und die Freude samt Autor aus dem Dorf vertrieben, schlimmstenfalls sogar verbrannt. Geht es noch?

Ganz ehrlich ich verstehe es nicht und ich will es nicht verstehen. Und oft frage ich mich: warum? Warum all der Stress?

Was ist es? Zu viel Zeit oder zu viel Neid? Oder beides?

Ich frage mich seit Wochen, ist es Neid, dass sich zum Beispiel ein Selfpublisher eine große Leserschaft mit seinen Werken hart erarbeitet hat oder ist es Eifersucht, dass ein Autor in einem Verlage untergekommen ist? Ich raffe es nicht.

Was soll das öffentlich gebashe? Solltest du nicht lieber an deinem Werk arbeiten, an dem du bereits zehn Jahre sitzt?

Ich kann nur von mir reden. Ich weiß nicht, wie eure Erfahrung ist, aber das meiste kommt von Leuten, die selbst noch nie ein Buch veröffentlicht haben und der Meinung sind, sie machen keine Fehler, „aber seit Ewigkeiten“ dabei sind eines zu schreiben. Hallo? So hart es klingt, aber solange derjenige oder diejenige noch nie den Prozess der Veröffentlichung durchlaufen hat, nein durchlebt hat in all seinen Facetten, denn kann ich nicht ernst nehmen. Nein, den will ich nicht ernst nehmen, weil die romantische Vorstellung desjenigen, oft von der Realität abweicht.

Cochones

Fast alle Autoren haben Seiten auf den sozialen Netzwerken. Dort kann er oder sie angeschrieben werden. Wer öffentlich Diffamierungen posten kann, sollte auch Cochones haben den Autor persönlich anzuschreiben. Denn alles ist besser, als dieses hinterlistige gebashe! Sucht das persönliche Gespräch. Sagt ihm, was euch aufgefallen ist. Er wird bestimmt keinem dem Kopf abreißen, nur weil jemand etwas gefunden hat. Ganz im Gegenteil, er wird dankbar für die Hinweise sein, denn so hat er die Möglichkeit es zu korrigieren und zu verbessern.

Diogenes in der Tonne

Es gibt keine perfekten Bücher. In jedem Buch sind kleine oder machmal auch größere Fehler zu finden, ja auch in Verlagsbüchern. Und? Gehören Rechtschreibfehler mittlerweile zu den Kardinalsünden? Ist das nicht menschlich? Dürfen wir keine Fehler mehr machen oder sie im Stress übersehen, weil der innere sowie äußere Druck unglaublich stark ist? Wir betriebsblind sind? Muss ich wie Diogenes mit einer Laterne durch die Stadt laufen, um die Menschlichkeit zu suchen? Sorry, das war ein bissel Drama-Queen.

Miteinander

Wir sind alles Autoren und es spielt keine Rolle, ob Selfpublisher oder Verlagsautor. Wir haben etwas zu erzählen und wir können alle, was voneinander lernen. Ich bin dankbar, dass ich Autorenfreunde haben, die einem den Erfolg oder einfach nur das Glück über ein weiteres veröffentlichtes Buch gönnen. Keinen möchte ich davon mehr missen, weder  privat noch beruflich.

Ich habe fertig

Für mich gibt es nur Geschichten, die darauf warten gelesen zu werden. Die mich entführen, einfach mal für eine halbe Stunde den stressigen Alltag vergessen lassen. Sollte ich mal Fehler finden und die mich stören, dann schreibe ich den Kollegen an.

So genug gemotzt, ich setzte mich jetzt an mein Manuskript.

Euch noch einen entspannten Donnerstag